Am 24. April 2023 hielt Henkel seine jährliche Hauptversammlung in Düsseldorf ab. Zwei Kollegen aus dem CapTrader-Team nahmen an der diesjährigen Versammlung teil, die von besonderer Bedeutung war, da es sich um die erste Hauptversammlung handelte, die nach der COVID-19-Pandemie persönlich abgehalten wurde. Da beide Unternehmen, CapTrader und Henkel, ihren Sitz in Düsseldorf haben, sahen Jonas Amend und Jan Heyder dies als Gelegenheit, an einer wichtigen Veranstaltung für die lokale Geschäftswelt teilzunehmen und wertvolle Einblicke in die Geschäftstätigkeit und die Zukunftspläne von Henkel zu gewinnen. In diesem Blog-Beitrag berichtet Jonas Amend über seine Erfahrungen mit der Teilnahme an der Henkel-Hauptversammlung und stellt einige der wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
Warum sollte man an einer Hauptversammlung teilnehmen?
Die Teilnahme an der Hauptversammlung eines Unternehmens kann für Aktionäre und Investoren von großem Nutzen sein. Es ist eine Gelegenheit, mehr Informationen über das Unternehmen zu erhalten und mit anderen Aktionären und Investoren in Kontakt zu treten. Eine der wichtigsten Funktionen der Hauptversammlung besteht darin, eine Bewertung des vergangenen Geschäftsjahrs zu erhalten. Durch die Präsentation von Kennzahlen, wie Umsatz, Gewinn und Verlust, können die Aktionäre das vergangene Geschäftsjahr des Unternehmens besser verstehen und bewerten.
Die Jahreshauptversammlung ermöglicht ebenfalls einen Einblick in die Erwartung für die zukünftige Geschäftsentwicklung. Das Management stellt in der Regel den aktuellen Geschäftsplan vor und erläutert die Wachstums- und Entwicklungsziele des Unternehmens. Diese Informationen können den Aktionären und Investoren bei ihren Entscheidungen helfen und ihnen eine Bewertung der Firma ermöglichen. Wesentlich sind dabei die Informationen über die Gewinnbeteiligung für Aktionäre in Form einer Dividende und insbesondere Details über den wirtschaftlichen Ausblick. Außerdem bietet die Veranstaltung eine Gelegenheit zum Netzwerken und zum Austausch von Meinungen mit anderen Aktionären.
Neben diesen wichtigen Gründen bietet die Teilnahme an einer Hauptversammlung oft eine kostenlose Verpflegung inklusive Getränke. Auch die An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird von den Börsenkonzernen in der Regel gesponsert. Dies sind angenehme Nebeneffekte, die aber nicht das Hauptmotiv sein sollten, um an der Versammlung teilzunehmen.
Henkel Hauptversammlung 2023 - die wichtigsten Punkte in der Übersicht
Auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung von Henkel wurden vielfältige und spannende Einblicke in die Geschäftstätigkeit des Unternehmens gewährt. Dr. Simone Bagel-Trah, Vorsitzende des Aufsichtsrates und des Gesellschafterausschusses, begrüßte in ihrer Eröffnungsrede die Teilnehmer und betonte die Bedeutung von Aktionären und Investoren für das Unternehmen Henkel. Sie hob auch Veränderungen in den Gremien hervor, insbesondere den prominenten Wechsel im Aufsichtsrat, bei dem Laurent Martinez, der Finanzvorstand von Orange S.A., Timotheus Höttges ersetzte.
Im Bericht des Vorstandsvorsitzenden Carsten Knobel wurden die drei wichtigsten Ereignisse des vergangenen Jahres vorgestellt. Zuerst wurde die Zusammenlegung der Bereiche „Beauty Care“ und „Laundry and Home Care“ zu der neuen Sparte „Consumer Brands“ genannt. Henkel geht diesen Schritt, um die Profitabilität zu steigern und Skaleneffekte zu nutzen. Bis zum Jahr 2025 sollen dadurch 500 Mio. Euro an Ausgaben eingespart werden. Gleichzeitig wurde mit diesem Schritt eine Trennung von Mund- und Hautpflegeprodukten vollzogen.
Des Weiteren wurde die Reaktion des Unternehmens auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine thematisiert. Das Unternehmen reagierte mit dem Stop jeglicher Geschäfte in Russland und stellte ein Hilfspaket im Wert von über 6 Mio. Euro bereit. In diesem Jahr steht der Verkauf des Russlandgeschäftes kurz vor Abschluss, wobei ein Erlös von 600 Mio. Euro erwartet wird. Der Verkaufserlös ist damit deutlich höher als die geschätzten 150 Mio. Euro. Herrn Knobel war es hierbei wichtig zu betonen, dass kein Geschäftszweig an russische Gesellschaften oder Privatleute, die unter Sanktionen stehen, veräußert wurde. Auf der Hauptversammlung wurde scharf kritisiert, dass die Trennung vom Russlandgeschäft erst so spät erfolgte. Frau Beller-Heinacher, die Geschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) mit Sitz in Düsseldorf, zeigte sich über den erzielten Verkaufspreis allerdings zufrieden.
Als drittes Highlight wurde die Eröffnung des neuen Inspiration Centers in Düsseldorf vorgestellt. Mit einem Investitionsvolumen von 130 Mio. Euro, einer Fläche von mehr als 47.000 m² und mehr als 650 Mitarbeitern sollen hier neue innovative Produkte entwickelt und erforscht werden, um die größte Sparte von Henkel "Adhesive Technologies" weiterzuentwickeln. Dies zeigt, dass Henkel nicht nur ein defensives Produktportfolio hat, sondern auch bestrebt ist, innovative Produkte zu entwickeln und zu wachsen. Darüber hinaus arbeitet Henkel im Inspiration Center an neuen Technologien für die Oberflächenbehandlung und das Wärmemanagement, um die Implementierung von leistungsfähigeren Prozessoren in Smartphones zu ermöglichen. Auch die Entwicklung neuer Beschichtungen für Batterien zur Herstellung leistungsstärkerer Batterien ist ein Fokus der Forschungsarbeit. Mit diesen innovativen Produkten will Henkel Wachstum erzielen und seine Position als führender Hersteller von Klebstoffen und technischen Klebebändern ausbauen.
Ergebnisse 2022 und der Ausblick für das Jahr 2023
Das DAX-Gründungsmitglied Henkel musste im Geschäftsjahr 2022 mit einigen Herausforderungen kämpfen. Insbesondere die dramatisch steigenden Material- und Logistikkosten belasteten das Unternehmen mit zusätzlichen 2 Mrd. Euro. Entgegen diesen Schwierigkeiten konnte Henkel einen neuen Umsatzrekord verzeichnen: Der Umsatz stieg auf 22,4 Mrd. Euro, was einem organischen Wachstum von 8,8% entspricht. Besonders die Industriesparte trug zu diesem starken Wachstum bei, da die steigenden Kosten hier an die Kunden weitergegeben werden konnten. Der DAX-Konzern hat damit bewiesen, dass er Preissetzungsmacht hat und Kunden trotz höherer Kosten zu Henkel-Produkten greifen. Allerdings fiel das EBIT mit nur 1,81 Mrd. Euro um 18,2% niedriger aus und das Ergebnis je Stammaktie brach um 22,1% auf 2,93 Euro ein. Der Rückgang beim freien Cashflow wurde auf die einmaligen Kosten für den Zusammenschluss von Consumer Brands zurückgeführt. Dennoch zahlte das Unternehmen erneut eine stabile Dividende von 1,85€ je Vorzugsaktie und 1,83€ je Stammaktie bei einer Ausschüttungsquote von 46,6%. Außerdem startete Henkel das erste Aktienrückkaufprogramm in der Unternehmensgeschichte mit einem Volumen von rund 1 Mrd. Euro.
Für das laufende Geschäftsjahr 2023 rechnet Henkel mit anhaltendem Gegenwind. Aufgrund der schwächeren Wirtschaft und der aktuellen Zinssituation befindet Henkel sich in einem schwierigen Umfeld. Nicht zu vergessen ist auch die Abhängigkeit Henkels von Gas zur Herstellung der eigenen Produkte. Der Ausblick fällt daher pessimistisch aus, mit einem erwarteten Umsatzwachstum von 1% bis 3% und einem EPS-Wachstum zwischen -10% bis +10% erwartet die Düsseldorfer quasi eine Stagnation der Geschäfte. Henkel zeigt damit erneut, dass es ein defensives Unternehmen mit konservativer Erwartungshaltung bleibt.
Fazit der Henkel-Hauptversammlung 2023
Insgesamt gab die Hauptversammlung von Henkel einen umfassenden Einblick in das Geschäftsjahr 2022 und die Zukunftspläne des Unternehmens. Trotz schwieriger Marktbedingungen konnte Henkel ein starkes organisches Umsatzwachstum verzeichnen, das jedoch nicht in einer entsprechenden Steigerung des Gewinns resultierte. Die dramatisch steigenden Material- und Logistikkosten haben sich deutlich auf die Geschäftsergebnisse ausgewirkt. Die Entscheidung für ein Aktienrückkaufprogramm stieß auf Interesse, hatte allerdings noch keinen erkennbaren Einfluss auf den Aktienkurs.
Die Fragen der Aktionärsvertreter und Antworten der Führungsriege von Henkel zeigten, dass es Bedenken bezüglich der Gewinnentwicklung und der Performance der Pflegeprodukte gibt. Dennoch waren sich alle Redner und Teilnehmer einig, dass die stabile Dividende ein positives Signal ist. Der Kurs von Henkel muss mittelfristig jedoch über 100 Euro pro Aktie steigen, um die Aktionäre zufriedenstellen zu können.
Abschließend betonten alle Teilnehmer ihre Wertschätzung für die traditionelle Präsenzveranstaltung und den Austausch unter den Aktionären. Ein entsprechender Antrag Henkels die Hauptversammlung bei Bedarf für zwei Jahre digital abzuhalten, stieß entsprechend auf große Kritik. Die nächste Hauptversammlung wird hoffentlich wieder persönlich stattfinden und den Aktionären die Möglichkeit bieten, sich in entspannter Atmosphäre zu treffen und auszutauschen und die neuesten wirtschaftlichen Informationen aus erster Hand zu erfahren.
Für mich persönlich war es die erste, sicherlich aber nicht die letzte physische Hauptversammlung.
Autor: Jonas Amend
Jonas Amend ist als Junior Sales Manager bei CapTrader in Düsseldorf tätig und betreut börsenbegeisterte Kunden und alle die es werden wollen. In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit der Analyse von US-Small Caps.