A random walk down Wallstreet

Von
Celine
| 20. Dezember 2023 |
Literatur

von Burton G. Malkiel ist zweifellos ein Klassiker der Finanzliteratur. Seit seiner ersten Veröffentlichung im Jahr 1973 hat dieses Buch einen festen Platz in der Bibliothek jedes Anlegers verdient. Trotzdem konnte es mich schlussendlich nicht vollumfänglich überzeugen.

Das Buch zielt generell darauf ab, die Prinzipien und Strategien des Investierens auch für Laien verständlich zu machen. Und zwar ohne dabei in unnötige technische Details zu verfallen und das Thema womöglich zu überfrachten. Der Autor legt mit einem breiten wissenschaftlichen Fundament nahe, dass die Märkte im Großen und Ganzen effizient sind. Auch wenn diese Tatsache manchem Börsianer zutiefst widerstrebt.

Demnach ist es nicht nur schwer, den Markt überhaupt zu schlagen. Sondern es ist schier unmöglich, dies auf systematische und replizierbare Art und Weise zu tun. Insbesondere unter Berücksichtigung der damit verbundenen zeitlichen und finanziellen Aufwände. Burton G. Malkiel fokussiert sich mit Blick auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte demnach vielmehr auf das Portfoliomanagement und einen passiven Investment-Ansatz.

Ein Schlüsselaspekt des Buches wird bereits im Titel genannt: die Idee des „Random Walk“. In weiten Kreisen der Finanzbranche wird dieser Ausdruck noch heute eher als abfällige Bemerkung genutzt. Der Autor zeigt aber, dass dieses Verständnis – obgleich es vielen nicht schmeckt – doch ziemlich naheliegend ist. Er beschreibt: Die Kursbewegungen von Aktien sind im Wesentlichen zufälliger Natur und damit nicht vorhersehbar. Diese Idee illustriert er mit zahlreichen Beispielen aus der Geschichte der Finanzmärkte. Anhand dieser Beispiele erklärt er dann, warum aktives Investieren nicht unbedingt der sinnvollste Einfall ist.

Inhaltlich teilt sich das Buch in vier große Abschnitte, wobei jeder einen anderen Aspekt des Investierens behandelt:

Im ersten Abschnitt „Aktien und was sie wert sind“ führt Burton G. Malkiel durch die Grundlagen des Investierens. Dabei erklärt er auch Konzepte wie die Effizienzmarkthypothese und den Random Walk. Ein Kapitel, das sicherlich einigen Lesern – selbst den vermeintlich erfahreneren aus der Finanzbranche – nicht schaden wird. Denn er behandelt auch einige gängige Kritikpunkte an diesen Konzepten, die viel zu häufig auf einem falschen Verständnis selbiger beruhen.

Der zweite Abschnitt trägt den Namen „Wie die Profis am ganz großen Rad drehen“. Darin geht es um verschiedene Anlagestrategien, von der technischen und fundamentalen Analyse bis hin zur modernen Portfoliotheorie und zur Verhaltensökonomie. Dabei benennt der Autor eine ganze Reihe von kritischen Fakten und Untersuchungen und räumt mit diversen Fehleinschätzungen auf. Insbesondere Privatanleger sollten danach vor allem eines verinnerlicht haben: Auch die anderen kochen nur mit Wasser und für gewöhnlich schneiden professionelle Anleger nicht besser ab als die Allgemeinheit.

„Um eines ganz klar zu sagen: Dies ist kein Buch für Spekulanten und auch kein Buch für Day Trader, die provisionsfrei auf stündliche Schwankungen der Aktienkurse setzen möchten. Der Untertitel für dieses Buch hätte auch lauten können: Wie man langsam, aber sicher reich wird.“ 

Burton G. Malkiel

„Die neue Investmenttechnologie“ lautet der Titel des dritten Abschnitts. In diesem erklärt Burton G. Malkiel die Bedeutung der Diversifikation, das Eingehen von Risiken und neue Methoden des Portfolioaufbaus. Spätestens nach diesem Kapitel sollte man verstanden haben, wie relevant der Portfolioaufbau im Verhältnis zur Auswahl des einzelnen Wertpapieres ist. Außerdem werden einigen Mythen rund um die Diversifikation ausgeräumt, denen immer noch etliche namhafte Autoren, Blogger und Journalisten unterliegen.

„Die Zufälligkeit ist vielmehr ein Indiz dafür, dass ein Markt gut und effizient funktioniert und sich nicht irrational verhält. Gehen aus den Kursen sämtliche bekannten Informationen hervor, so erzielen selbst uninformierte Anleger, die sich zu Marktpreisen ein breit gestreutes Portfolio zulegen, eine genauso hohe Rendite wie Fachleute. Natürlich kann es vorkommen, dass der Aktienmarkt ein bestimmtes nachrichtenwürdiges Ereignis nicht vollständig einpreist. Auch können tägliche Kursveränderungen manchmal vom Zufallsprinzip abweichen. Deshalb ist mit Blick auf den Aktienmarkt vermutlich eher von einer ‚relativen‘ Effizienz auszugehen als von einer absoluten.“

 Burton G. Malkiel

Ab diesem Punkt vollzieht sich meiner Meinung nach aber ein für mich unerfreulicher Bruch im Buch. Obwohl ich rückblickend bereits in den ersten drei Abschnitten erste Anzeichen dafür gefunden habe, geht Burton G. Malkiel vor allem im vierten Abschnitt die Klarheit verloren. Und gerade die ist mir in Büchern sehr wichtig.

Grundsätzlich soll der vierte Abschnitt ein praktischer Leitfaden für Anleger sein, die den Zufallsweg beschreiten. Der Autor verspricht konkrete Ratschläge und Empfehlungen für die verschiedenen Lebensphasen. Aber am Ende gibt es nicht viel mehr als grobe Leitplanken mit Ausnahmen über Ausnahmen.

Das zieht für mich das ganze Buch eine Ebene nach unten – leider komplett unnötig. In den ersten Teilen bringt der Autor doch so viele wissenschaftliche Belege für seine kritischen Einordnungen. Deshalb kann man zumindest aus meiner Sicht auch zum Schluss eine klarere Haltung von ihm verlangen. Gerade wenn man einen rationalen und wissenschaftlichen Ansatz fährt, sollte man meiner Meinung nach klare Kante gegenüber irrationalem Verhalten zeigen. Doch das tut der Autor leider nicht.

Stattdessen werden zahlreiche Beispiel-Portfolios und potenzielle Investitionsmöglichkeiten aufgezeigt, ohne wirkliches Ranking oder ohne klare Empfehlung bzw. Orientierung.

Eine junge Frau liest ein Buch vor einem historischen Gebäude.

An dieser Stelle ein paar Worte zum Autor:

Burton G. Malkiel ist ein renommierter US-amerikanischer Finanzökonom und Autor. Er ist für seine wegweisenden Arbeiten im Bereich der Finanzwirtschaft und frühere Ausgaben dieses Buches bekannt. Geboren am 28. August 1932, hat er eine beeindruckende akademische Karriere hinter sich.

Seinen Abschluss erwarb er an der Harvard University und promovierte in Wirtschaftswissenschaften an der Princeton University. Dort lehrte er auch jahrzehntelang und war Professor für Wirtschaftswissenschaften. Darüber hinaus war er Mitglied des Vorstands der Börsenaufsichtsbehörde SEC.

Durch seine Schriften und Lehrtätigkeit hat er einen nachhaltigen Einfluss auf die Finanzbranche und die Anlagephilosophie ausgeübt. Dabei ist er bekannt für seine klaren, leicht verständlichen Erklärungen von komplexen finanziellen Konzepten. Und er hat sich stets für eine rationale, evidenzbasierte Herangehensweise an die Geldanlage eingesetzt. Burton G. Malkiel ist nach wie vor eine wichtige Persönlichkeit in der Welt der Finanzen. Zahlreiche Investoren hat er dazu ermutigt, eine langfristige und vernünftige Anlagestrategie zu verfolgen.

„An der Wall Street ist der Zufallsweg oder ‚Random Walk‘ ein Schimpfwort. Der von Akademikern geprägte Begriff wird den professionellen Wahrsagern beleidigend ins Gesicht geschleudert. Auf sein logisches Extrem getrieben bedeutet er, dass ein Affe, der mit verbundenen Augen Dartpfeile auf eine Kurstabelle schleudert, auf diese Weise ein Portfolio zusammenstellen könnte, das nicht schlechter abschneidet als ein von den Experten aufgebautes.

Nun lassen sich die Finanzanalysten in ihren Nadelstreifenanzügen aber ungern mit nacktärschigen Affen vergleichen.“ 

Burton G. Malkiel

Trotzdem bleibt es ein sehr gutes Buch, denn die ersten drei Abschnitte sind mehr als lesenswert, umfassend und fundiert. Sie vermitteln ein solides Verständnis für die wichtigen Grundlagen des Investierens. Und sie zeigen, wie Anleger mitunter mit weniger Aufwand besser Ergebnisse erzielen können als erfahrene Börsianer. Nämlich indem sie auf eine clevere und breite Diversifikation, ein durchdachtes Portfoliomanagement und einen durchweg passiven Investmentansatz vertrauen. Dazu gehört dann noch ein langfristiger Planungshorizont, Geduld und ein dickes Fell für kurz- und mittelfristige Kursschwankungen.

Für die Jubiläumsausgabe wurden aktuelle Entwicklungen wie die Bitcoin-Blase, Robo-Adivsors und „neue“ Anlagestrategien wie Factor-Investing und Risikoparität einbezogen. Das möchte ich lobend hervorheben. Dieses Buch wurde erstmals 1973 veröffentlicht und in mehreren Auflagen aktualisiert. Nach wie vor gilt es als Klassiker im Bereich der Finanzliteratur.

„Fünfzig Jahre sind vergangen, seit A Random Walk Down Wall Street erstmals aufgelegt wurde. Die Anlageempfehlung der Urausgabe war ganz einfach: Anleger könnten deutlich bessere Ergebnisse erzielen, wenn sie einen breit aufgestellten Indexfonds kaufen und halten, statt zu versuchen, einzelne Wertpapiere oder aktiv verwaltete Investmentfonds zu kaufen und zu verkaufen. Ich behauptete kühn, dass sich alle Informationen mit Einfluss auf die Aussichten einzelner Unternehmen rasch in den Kursen ihrer Aktien niederschlagen würden.

Unter diesen Umständen könnte ein Schimpanse, der mit verbundenen Augen Dartpfeile auf eine Kursliste wirft, ein Portfolio auswählen, das sich ebenso gut entwickeln würde wie ein von Fachleuten zusammengestelltes. Natürlich lautete die Empfehlung nicht, tatsächlich Pfeile zu werfen. Die passendere Analogie wäre ohnehin, gar nicht auf die Kursliste zu schauen und ein Portfolio zu halten, das sich aus allen Aktien zusammensetzt, die in einem breiten Aktienmarktindex vertreten sind. Ein solches Portfolio dürfte professionell verwaltete Aktienfonds überrunden, deren hohe jährliche Gebühren, erhebliche Handelskosten und die Besteuerung die Anlagerendite mindern. Heute, fünfzig Jahre später, bin ich von meiner ursprünglichen These sogar noch mehr überzeugt – und kann das mit siebenstelligen Gewinnen untermauern.“

 Burton G. Malkiel

Zusammenfassend ist A Random Walk Down Wall Street ein wunderbares Buch für jeden, der an den Kapitalmärkten interessiert ist. Ganz gleich, auf welchem Wissensstand man sich zurzeit befindet: Das Buch wird sicherlich nicht schaden und mitunter den einen oder anderen spannenden Denkanstoß liefern. Meinerseits eine klare Empfehlung.

„Börsenprofis behaupten oft, Kapital richtig anzulegen, sei für normale Menschen zu kompliziert. Nichts liegt der Wahrheit ferner. Die besten Anlagestrategien sind erstaunlich einfach.“ 

Burton G. Malkiel

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