Optionen und Futures sind Terminkontrakte mit einer begrenzten Laufzeit. Mit Optionen lassen sich einfache wie auch sehr komplexe Strategien umsetzen. Im Gegensatz zu Futures, Aktien, oder ETFs ist der Preis einer Option – die sogenannte Optionsprämie – jedoch nicht ausschließlich von den Bewegungen des zugrunde liegenden Basiswertes (Underlying) abhängig; der Optionspreis wird von weiteren Faktoren wie der erwarteten Schwankungsbreite eines Marktes beeinflusst.
In diesem Artikel erklären wir, was die Optionsprämie bzw. der Optionspreis ist und wie dieser zu Stande kommt und berechnet wird. Außerdem erfahren Sie, welche Faktoren den Optionspreis beeinflussen.
Was ist die Optionsprämie?
Der Betrag, der für den Kauf einer Option aufgewendet werden muss, bzw. der Betrag, der durch den Verkauf einer Option eingenommen wird, wird als Optionsprämie bezeichnet.
Die Optionsprämie ist also der Preis der Option (Optionspreis). Der Begriff „Prämie“ (Englisch: Option Premium) wird unter Optionshändlern gerne verwendet, da Optionen oft mit Versicherungen verglichen werden und somit der Optionspreis als eine Art Versicherungsprämie gesehen wird, welche der Optionskäufer zahlt, um sich gegen Preisschwankungen abzusichern. Der Optionsverkäufer nimmt die Position der Versicherung ein und muss den Optionskäufer ggf. „entschädigen“, wofür er die Optionsprämie erhält.
Wer als privater Anleger oder Trader Optionen zu spekulativen Zwecken einsetzt, sollte wissen, welche Faktoren den Optionspreis beeinflussen, um davon profitieren zu können
Die Berechnung der Optionsprämie (Multiplikator)
Für die Analyse und den Handel von Optionen verwenden Optionshändler häufig eine Optionskette, mit der Optionen mit verschiedenen Strikes und Laufzeiten betrachtet werden können. In der Optionskette sind der Bid- und Ask-Kurs, sowie der Mid-Price einer jeden Option ersichtlich. In der Optionskette der Trader Workstation können Sie bspw. durch einen Klick auf den Bid- oder Ask-Kurs eine Order-Maske öffnen, um Optionen kaufen und verkaufen zu können.
Der in der Optionskette ersichtliche Optionspreis ist jedoch nicht der tatsächliche Preis der Option, der beim Kauf einer Option gezahlt werden muss bzw. beim Verkauf einer Option eingenommen wird.
Jede Option besitz einen Multiplikator, der je nach Underlying unterschiedlich ist. Der in der Optionskette ersichtliche Kurs muss also mit dem Multiplikator multipliziert werden, um die Höhe der tatsächlichen Optionsprämie zu berechnen.
So ist das Bezugsverhältnis einer Aktienoption bspw. 1 zu 100. Das heißt mit dem Kauf einer Option erhält der Optionskäufer das Recht 100 Aktien zu kaufen. Deshalb beträgt auch der Multiplikator von Aktienoptionen 100.
Bei Optionen auf Futures und Indizes gibt es zahlreiche verschiedene Multiplikatoren. Der Multiplikator einer Futures-Option ist gleich groß wie der Kontraktumfang des entsprechenden Futures-Kontraktes. Mit einem Future auf WTI (Light Sweet Crude Oil, Kürzel CL) bewegt man bspw. den Gegenwert von 1000 Barrel Rohöl. Der Multiplikator der CL-Optionen beträgt daher 1000.
So finden Sie den Multiplikator für jede Option
Den Multiplikator für eine jede Option finden Sie in den Kontraktdetails. Um diese zu sehen, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf eine Option und wählen anschließend unter „Finanzinstrument-Info“ das Feld „Beschreibung“ aus. Alternativ können Sie die Beschreibung auch mit einem Doppelklick auf die Option öffnen.
Multiplikatoren für verschiedene Underlyings
(Angaben ohne Gewähr)
Kategorie | Underlying | Kürzel | Multiplikator |
Aktien | beliebige Aktie | beliebig | 100 |
Indizes | Dax Index | DAX | 5 |
Indizes | Euro Stoxx 50 Index | ESTX50 | 10 |
Indizes | S&P 500 Index | SPX | 100 |
Indizes | E-mini S&P 500 Future | ES | 50 |
Indizes | Russell 200 Index | RUT | 100 |
Indizes | E-mini Russell 2000 Future | RTY | 50 |
Indizes | Nasdaq 100 Index | NDX | 100 |
Indizes | E-mini Nasdaq 100 Future | NQ | 20 |
Metals | Gold Future | GC | 100 |
Metals | Silver Future | SI | 5000 |
Metals | Copper Future | HG | 25 000 |
Energy | Light Sweet Crude Oil Future | CL | 1000 |
Energy | Henry Hub Natural Gas Future | NG | 10 000 |
Currencies | Euro Future | EUR | 125 000 |
Currencies | British Pound Future | GBP | 62 500 |
Currencies | Australian Dollar Future | AUD | 100 000 |
Currencies | Canadian Dollar Future | CAD | 100 000 |
Currencies | Japanese Yen Future | JPY | 12 500 000 |
Bonds | 30 Year US Treasury Bond Future | ZB | 1000 |
Bonds | 10 Year US Treasury Note Future | ZT | 1000 |
Bonds | Euro Bund Future | ZB | 1000 |
Grains | Soybean Future | ZS | 5000 |
Grains | Soybean Oil Future | ZL | 60 000 |
Grains | Soybean Meal Future | ZM | 100 |
Grains | Corn Future | ZC | 5000 |
Grains | Wheat Future | ZW | 5000 |
Softs | Coffee “C” Future | KC | 37 500 |
Softs | Cocoa Future | CC | 10 |
Softs | Sugar No. 11 Future | SB | 112 000 |
Softs | Cotton No. 2 Future | CT | 50 000 |
Meats | Lean Hogs Future | HE | 40 000 |
Meats | Live Cattle Future | LE | 40 000 |
Meats | Feeder Cattle Future | GF | 50 000 |
Beispiel: Verkauf einer Put-Option auf den Dax
Beispielhaft verkaufen wir am heutigen Tag bei einem Punktestand von ca. 13 225 Punkten eine Put-Option auf den Dax Index. Wir wählen einen Strike von 12 000 Punkten und eine Restlaufzeit von 64 Tagen.
In der Optionskette im Option-Trader der TWS sehen wir den Bid- und Ask-Kurs der Option. Wir erstellen eine Limit-Order zum Mid-Price. Wenn wir auf „Ü“ für Übermitteln klicken öffnet sich ein Fenster für die Orderübermittlung (Orderbestätigung). Hier sehen wir unter „Betrag“ die Prämie, welche wir für den Kauf der Option erhalten (48,50 EUR * 5 = 242,50 EUR)
Beispiel: Kauf einer Call-Option auf den Weizen-Future
Der Multiplikator im Weizen-Future beträgt 5000. In der Optionskette sehen wir, dass der aktuelle Mid-Price für einen 550er Call mit einer Restlaufzeit von 36 Tagen 13 1/8 beträgt. Der Future notiert allerdings in US-Cent pro Bushel. Die zu zahlende Optionsprämie für den Call beträgt also:
13 1/8 US-Cent * 5000 = 656,25 USD
Innerer Wert und äußerer Wert
Die Optionsprämie einer Option besteht aus einem inneren Wert und einem äußeren Wert.
Der innere Wert einer Option, ist der zu einem beliebigen Zeitpunkt tatsächlich berechenbare Wert. Anders ausgedrückt beschreibt der innere Wert den Wert der Option unter der Annahme, sie würde zum aktuellen Zeitpunkt verfallen. Out Of The Money (und At The Money) Optionen besitzen also keinen inneren Wert, da diese bei Verfall wertlos sind. In The Money Optionen besitzen einen inneren Wert, der sich aus der Differenz zwischen dem Kurs des Underlyings und dem Basispreis der Option (unter Berücksichtigung des Multiplikators) berechnen lässt.
Wenn Sie einen Blick auf die Optionskette eines beliebigen Underlyings werfen, werden sie feststellen, dass In The Money Optionen zu einem höheren Wert als dem inneren Wert gehandelt werden. Auch Out Of The Money Optionen besitzen einen Wert, obwohl der innere Wert dieser Optionen null beträgt.
Die Differenz zwischen dem tatsächlichen Wert einer Option und deren innerem Wert wird als äußerer Wert oder Zeitwert bezeichnet. Dieser kommt zustande, weil Marktteilnehmer bereit sind, einen Preis für eine OTM-Option zu zahlen (bzw. einen Aufschlag für eine ITM oder ATM Option), da diese das Potenzial besitzt, bis zum Verfallstag „ins Geld zu laufen“ (bzw. ihren Wert zu erhöhen).
Was beeinflusst den Optionspreis?
Ob der Preis einer Option steigt oder fällt, bzw. ob eine Option im Vergleich zu einer anderen Option teurer oder günstiger ist, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Der Optionspreis wird beeinflusst durch:
- Basispreis (Strike) der Option bzw. Moneyness
- Restlaufzeit bzw. Zeitwert
- Implizite Volatilität
- Zinsen
Moneyness
Je tiefer eine Option im Geld ist, desto höher ist ihr Preis. Je weiter eine Option aus dem Geld ist, desto tiefer ist ihr Preis.
Als Käufer einer Call-Option profitierten Sie also von einem Kursanstieg des Underlyings nach dem Kauf der Option, als Käufer einer Put-Option profitieren Sie von fallenden Kursen. Spekulieren sie auf steigende Preise, so ist der Kauf einer Call-Option, die weit aus dem Geld liegt deutlich günstiger. Allerdings ist auch die Wahrscheinlichkeit geringer, dass diese Option bis zum Verfallstag einen inneren Wert besitzen wird.
Als Verkäufer einer Call-Option profitieren sie nach dem Verkauf der Option von fallenden Kursen des Underlyings, als Verkäufer einer Put-Option profitieren Sie von steigenden Preisen.
Restlaufzeit (Zeitwert)
Der äußere Wert einer Option wird auch als Zeitwert bezeichnet. Je länger die Restlaufzeit einer Option ist, desto höher ist ihr Potenzial, bis zum Verfallstag einen gewissen Wert zu erreichen. Deshalb gilt: Je länger die Restlaufzeit, desto höher der Optionspreis (bei gleichem Strike). Am Verfallstag besitzt eine Option keinen Zeitwert mehr und ihr Wert besteht ausschließlich aus dem inneren Wert. Deshalb nimmt der Zeitwert von Tag zu Tag ab, was als Zeitwertverfall bezeichnet wird.
Als Optionskäufer wirkt sich der Zeitwertverfall negativ auf die gekaufte Option aus, als Optionsverkäufer kann man vom Zeitwertverfall profitieren.
Implizite Volatilität
Die implizite Volatilität ist die erwartete Schwankungsbreite eines Marktes. Je höher die erwartete Volatilität ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Underlying eine große Bewegung vollzieht. Daher sind Optionen desto teurer, je höher die implizite Volatilität ist.
Da die implizite Volatilität mit Optionspreismodellen wir der Black-Scholes-Formel aus dem Optionspreis ermittelt wird, kann die Aussage auch umgedreht werden: Je höher der Optionspreis, desto höher die implizite Volatilität.
Als Käufer von Optionen profitieren sie also von einem Volatilitätsanstieg, als Verkäufer von Optionen profitieren sie von einem Rückgang der Volatilität.
Mit Volatilitätsindizes wie dem VDax-NEW, dem VIX oder dem GVZ können Sie die implizite Volatilität verschiedener Märkte beobachten. Außerdem finden Sie in der Trader Workstation Werkzeuge zur Analyse der impliziten Volatilität, so wie bei weiteren verschiedenen Anbietern.
Zinsen
Für die Berechnung des Optionspreises spielen auch die Finanzierungskosten eine Rolle. Als Käufer einer Call-Option zahlen Sie im Vergleich zum Kauf des Underlyings einen geringeren Preis und können die Differenz risikofrei anlegen. Als Verkäufer eines Calls müssen Sie das Underlying bzw. den Gegenwert frei halten, weshalb Sie das Kapital nicht anlegen können und somit ein finanzieller Nachteil entsteht. Dieser wird durch einen Preisaufschlag eingepreist.
Beim Kauf eines Puts entsteht hingegen ein Zinsnachteil, da im Gegensatz zu einem sofortigen Verkauf des Underlyings der Betrag nicht risikofrei angelegt werden kann. Durch den Verkauf eines Puts entsteht wiederum ein Zinsvorteil, da die Kosten für den Kauf des Underlyings erst zu einem späteren Zeitpunkt anfallen und der Betrag zwischenzeitlich gewinnbringend angelegt werden kann.
Dieser Umstand findet bei der Preisbildung von Optionen Berücksichtigung, weshalb Put-Optionen bei einem niedrigen Zinssatz günstiger sind.