Börsengewinne mit Strategie und Taktik

Von
Celine
| 7. November 2023 |
Literatur

von Peter E. Huber bietet interessante Einblicke in die Gedankenwelt eines erfahrenen Investmentprofis. Der Autor verfügt über mehr als 50 Jahre Erfahrung an den Finanzmärkten. Dabei fokussiert er sich weniger auf den schieren Irrsinn von Spekulation und kurzfristigen Prognosen. Vielmehr geht er vor allem auf das Portfoliomanagement sowie langfristige Strategien und Taktiken ein.

Diese von wissenschaftlichen Erkenntnissen gestützte Ablehnung kurzfristiger Börsenprognosen und der vermeintlichen Experten wird besonders im ersten Teil des Buches deutlich. Peter E. Huber hegt offensichtlich keine Sympathien für all die Jongleure, Trader und Gurus. Selbst wenn sie ihre Voodoo-Strategien und Kaffeesatz-Prognosen allzu regelmäßig sogar in renommierten Finanzmedien zum Besten geben. Wer sollte es ihm mit Blick auf die Ergebnisse empirischer Untersuchungen auch verdenken?

Dabei betont Peter E. Huber deutlich, dass niemand die zukünftige Entwicklung der Märkte zuverlässig vorhersagen kann. Diese Botschaft ist vor allem für Einsteiger relevant. Denn sie ermutigt dazu, sich von der Illusion zu verabschieden, dass „Experten“ den Heiligen Gral der Investmentbranche gefunden haben. Niemand kann systematisch und selbst nach Opportunitätskosten den Markt schlagen. Und schon gar nicht aus schier gemeinnützig anmutenden Absichten seine Strategie für kleines Geld der breiten Masse zum Kopieren anbieten.

„Es gibt zwei Arten von (Börsen-)Prognostikern: die einen, die nichts wissen, und die anderen, die nicht wissen, dass sie nichts wissen." – John Kenneth Galbraith

Genau wie John Kenneth Galbraith hat auch Peter E. Huber in seinen 50 Jahren in der Finanzbranche erkannt, dass es an der Börse in Wahrheit gar keine Experten gibt – denn niemand kann vorhersagen, wo der DAX, der S&P 500 oder jeder andere Index in einer Woche, in einem Monat oder in einem Jahr stehen werden.“ 

Peter E. Huber

Dabei argumentiert er entlang der wissenschaftlichen Belege überzeugend, dass die Märkte weitestgehend effizient sind. Und zwar trotz all der Kritik an diesem Konzept. Annähernd alle verfügbaren Informationen sind bereits in den aktuellen Aktienkursen enthalten. Entsprechend sind Prognosen und der Versuch, den Markt durch eigenes Handeln zu „schlagen“, nur selten und noch seltener langfristig erfolgreich. Der Fokus des Autors liegt stattdessen auf einer antizyklischen, langfristigen Anlagestrategie, die auf einem tieferen Verständnis der Märkte beruht.

„Gold hat sich langfristig als wenig lukrative Anlageform erwiesen. Dies mag daran liegen, dass Gold eigentlich kein Rohstoff, sondern eine Währung ist – und zwar eine sehr wertbeständige. So konnte man in der Antike für eine Unze Gold in etwa das Gleiche kaufen wie heute. Gold hat also inflationsbereinigt über die Jahrhunderte seinen Wert behalten, aber eben auch nicht mehr.“ Peter E. Huber

Gemeinsam mit seinem Team hat er diesbezüglich jahrzehntelange Forschung an den Kapitalmärkten betrieben und unzählige historische Daten analysiert.

„Mein Team und ich beschäftigten uns viele Jahre intensiv mit Kapitalmarktforschung. Wir untersuchten, welche Einflussfaktoren auf die Märkte einwirken. Dazu verwendeten wir historische Datenbanken, die bis in das Jahr 1800 zurückreichen. Deshalb wurde uns schon vorgeworfen, wir würden rückwärtsgerichtet agieren, statt wie beim Autofahren den Blick nach vorn zu richten. Aber die Börse ist kein Auto und die Zukunft liegt in dickem Nebel. Die zukünftige Entwicklung wird von Ereignissen bestimmt, die wir heute noch nicht kennen. Deswegen ist es sehr wichtig, sich mit den historischen Gesetzmäßigkeiten zu beschäftigen. Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Zukunft nicht meistern.“ Peter E. Huber

An dieser Stelle vollzieht sich für mich allerdings ein inhaltlicher Bruch. Denn im ersten Teil des Buches hat der Autor sich auf wissenschaftlicher Basis zu Recht über das Treiben in den Finanzmedien echauffiert. Doch im zweiten Teil beginnt er eben solche Prognosen, Trends und Muster selbst zu identifizieren. Ab diesem Punkt lässt sich das Buch nicht mehr von einem der typischen Finanzexperten unterscheiden.

Backcover und erste Kapitel haben an die Werke von Pirmin Hotz, Burton G. Malkiel, Gerd Kommer oder Nikolaus Braun erinnert: Sie waren wissenschaftlich fundiert, kritisch hinsichtlich mehr als fragwürdiger Prognosen vermeintlicher Finanzexperten und Medien und vorsichtig mit eigenen Backtesting-Ergebnissen. Im ersten Teil werden die mitunter haarsträubenden Ansätze der Gurus, Trader und Stockpicker noch ausgiebig ad absurdum geführt. Im zweiten Teil folgen dann allerdings Dutzende eigener Prognosen, die nur mit einfachen Backtests „belegt“ werden. Mit Blick auf Aussagen wie „Prognosen sind deshalb völlig wertlos und gleichen Wahrsagerei“ könnte man da durchaus ins Grübeln kommen.

„Anleger hören gern auf die Ratschläge von Börsengurus, besonders wenn es sich dabei um offensichtlich erfolgreiche Investoren wie Warren Buffett, Nobelpreisträger Robert Shiller, Edouard Carmignac oder Felix Zulauf handelt. Aber führt ein solches Verhalten auch zum Börsenerfolg? Das US-Beratungsunternehmen CXO Advisory hat sämtliche öffentlichen Ratschläge der Jahre 2005 bis 2012 von 68 prominenten Anlagegurus weltweit unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Im Schnitt lagen die Meister in 47 Prozent der Fälle richtig. Die Gewinnchance ist also größer, wenn man im Spielcasino auf Rot oder Schwarz setzt.“ Peter E. Huber

Frau liest ein Buch im Freien mit Bäumen im Hintergrund.

Ein weiterer größerer Kritikpunkt betrifft den Umfang des Buches. Mit weniger als 100 Seiten, darunter viele Grafiken, großzügige Seitenumbrüche und freie Fläche, ist das Buch doch recht dünn. An sinnvoll zu ergänzenden Themen sollte es dem Autor allerdings nicht gemangelt haben. So hätte man beispielsweise die Opportunitätskosten von Research-Aktivitäten ins Buch aufnehmen bzw. deutlich ausführlicher behandeln können. Oder auch einen Vergleich zwischen dem Aktiven und Passiven Investieren.

Ansonsten ist dieses Buch aber inhaltlich an vielen Stellen wirklich gut aufgearbeitet. Der Autor wagt es durchaus, sich kritisch gegenüber so vielen vermeintlich unumstößlichen Annahmen an den Kapitalmärkten zu äußern. Man spürt, dass Peter E. Huber bei vielen Aspekten an der Quelle sitzt und für die Thematik brennt.

Optisch hätte man sicherlich noch etwas an den Übergängen zwischen den Kapiteln arbeiten können. Die Grafiken sind allerdings allesamt tadellos.

Aufgrund der optischen Darstellung und des recht überschaubaren Umfangs könnte man vermuten, dass hier die Publikation vor der Wissensvermittlung stand. Man spürt zumindest eine Ähnlichkeit zu Erfolgreich wissenschaftlich investieren von Andreas Beck. Dieses Buch konnte mich ebenso nicht hundertprozentig überzeugen. Die Werke von Gerd Kommer, Pirmin Hotz oder Nikolaus Braun sind dagegen von Grund auf anders aufgebaut. Und sie vermittelten eine nicht zu vergleichende Dichte an Wissen bei kaum erkennbarem Fokus auf Personal Branding.

„Selbstverständlich gibt es wie beim Münzwurf auch immer Leute, die mehrere signifikante Bewegungen exakt voraussagen. Diese finden in der Öffentlichkeit viel Aufmerksamkeit und Anerkennung, gelten als Börsengurus und glauben am Ende selbst, dass sie eine besondere Börsenbegabung haben. Der Schriftsteller und Finanzexperte Nassim Nicholas Taleb nennt sie ‚Narren des Zufalls‘.“ Peter E. Huber

An dieser Stelle ein paar Worte zum Autor:

Peter E. Huber zählt seit den 1980er-Jahren zu den erfolgreichsten Portfoliomanagern des Landes und ist damit Persönlichkeit der deutschen Finanzwelt. Für sein Wirken wurde er bereits mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen geehrt.

Im Laufe seiner unternehmerischen Tätigkeit gründete er zwei Unternehmen, PEH Wertpapier und StarCapital. Im Jahr 2020 trat er der Taunes Trust GmbH bei, wo er sich heute noch intensiver auf das Portfolio-Management konzentriert.

„Wer also versucht, den weiteren Börsenverlauf zu prognostizieren und danach zu handeln, wird vom Anleger zum Spekulanten. Schon John Maynard Keynes hat es gut auf den Punkt gebracht: Eine Spekulation ist eine Wette darauf, was andere über ein bestimmtes Investment denken. Bei einer Investition hingegen geht es darum, vom Wachstum der Unternehmensgewinne langfristig zu profitieren. Die Börse ist also im Prinzip nichts anderes als eine gigantische Ablenkung bei der Arbeit des Investierens.“ Peter E. Huber

Insgesamt bietet Börsengewinne mit Strategie und Taktik durchaus interessante Einblicke in die Welt der Finanzen und insbesondere der Finanzmedien. Peter E. Huber betont an unzähligen Stellen die Relevanz von langfristigen gegenüber kurzfristigen Strategien. Dennoch lehnt er aus meiner Sicht etwas widersprüchlich die Prognosen anderer ab, wohingegen er eigene vertritt. Mit etwas mehr Inhalt hätte eventuell dieser Widerspruch aufgelöst werden können, so wird die Chance etwas vertan. Dennoch bleibt es ein spannendes Buch mit wertvollen Impulsen – insbesondere im ersten Teil.

„Nur Lügner liegen an der Börse immer richtig! Niemand kann die zukünftige Entwicklung der Märkte zuverlässig abschätzen oder treffsichere Börsenprognosen erstellen." Peter E. Huber

E-Mail:

info@captrader.com

E-Mail schreiben

Telefon:

Hotline (Deutschland)
0800-8723370

Hotline (International)
00800-08723370

Weitere Kontaktmöglichkeiten